zum „Tag der deutschen Einheit“

Nachdem die DDR am 3. Oktober 1990 an die BRD übergeben war, ging es nur noch darum, die wirtschaftliche Infrastruktur der DDR so schnell wie möglich vollständig zu zerstören (nicht, daß da jemand auf die Idee kommt, irgendwas rückgängig machen zu wollen)* und die wirtschaftlichen und politischen Eliten ruhig zu stellen. Für ersteres wurde die Treuhand (inklusive Haftungsausschluß) für letzteres die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) geschaffen.

Die Treuhand bescherte eine Win-win-win-Situation: die Politiker erhielten eine unumkehrbare Übernahme, die Produzenten schalteten Konkurrenz aus und/oder erhielten verlängerte Werkbänke und alles, was im Westen nicht verkauft werden konnte, konnte im Osten verscherbelt werden (ostdeutsche Produktion gab es praktisch nicht mehr, und die Arbeitslosen im Osten sicherten die Arbeitsplätze im Westen).

Die Verwaltungsposten im Osten wurden mit Statthaltern aus dem westlichen Beamtentum besetzt, meist auch solche, die dort nicht unbedingt gebraucht wurden.

„Rückgabe vor Entschädigung“ hat dann noch dafür gesorgt, daß ein großer Teil des Privatbesitzes der Ostdeutschen von Westdeutschen übernommen wurde.

Noch ein Wort zum Soli: das Geld, mit dem der sog. „Aufbau Ost“ finanziert wird, also der Soli und 25 Cent von jedem Liter Benzin, der seit 1991 verkauft wird, landet letztendlich auch nur in den Taschen der westdeutschen Firmen, die den Osten „aufgebaut“ haben.

Über die Reden anläßlich der Feierlichkeiten zum Tag der Einheit schreibt Anna-Sophie Schneider im Spiegel:

Ein bisschen wirkt es aber, als würden die Redner über ein fremdes Land sprechen.

Tja, sie sprechen über ein Land, das ihnen de Maizière & Co. 1990 als Kolonie verhökert haben. Dr. Schäuble saß auf der anderen Seite des Tisches, weiß also genau, was damals abgelaufen ist. Insofern, stimmt das schon.

Die Anpassung der Lebensverhältnisse der Ostbürger an die der Bürger  im Westen war und ist für die deutsche Regierung etwa so wichtig, wie die Abschaffung der Sektsteuer*.

* Die Schaumweinsteuer wurde 1902 vom Reichstag zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt … (wiki)

 

* www.berliner-zeitung.de am 10.9.19:

Thilo Sarrazin, seinerzeit Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, sprach 2010 Klartext: „Es stand doch die große Gefahr eines ‚dritten Weges‘ im Raum. Die DDR als weiterer Staat deutscher Zunge. Es kam darauf an, in diesen Monaten vollendete Tatsachen zu schaffen.“

…sogar wenn er lügt, lügt er …

„Blühende Landschaften“ – die sollte es künftig im Osten des wiedervereinigten Deutschlands geben, versprach Helmut Kohl im Juli des Wahljahres 1990. … Später räumte Kohl intern ein, die Öffentlichkeit über den Zustand der „neuen Bundesländer“ im Osten belogen zu haben.

Original-Ton Kohl: „Wir haben die miese Lage bewusst nicht – das war nicht zufällig, wir haben darüber diskutiert – wir haben bewusst, wie wir glaubten, psychologisch richtigerweise, die Negativzahlen nicht hochgespielt.“

spiegel.de 26.5.18

Tatsächlich dürfte Kohl die wirtschaftliche Lage der DDR ziemlich wumpe gewesen sein, die DDR sollte nur schnellstmöglich in den Geltungsbereich des Grundgesetzes gebracht und die DDR – Wirtschaft platt gemacht werden.

Für ersteres bediente man sich der Herren Lothar de Maizière (letzter Ministerpräsident der DDR), dem vom Westen dessen Cousin Thomas de Maizière zur Seite gestellt wurde. Erwähnt werden muß auch ein gewisser Günther Krause (1990 Parlamentarischer Staatssekretär beim Ministerpräsidenten der DDR und mit Wolfgang Schäuble Verhandlungsführer beim deutsch-deutschen Einigungsvertrag), der später durch verschiedene Affären auf sich aufmerksam machte.
Für zweiteres wurde die Treuhandanstalt geschaffen.

Er nannte auch einen Grund dafür, die Unwahrheit gesagt zu haben: Er habe das Selbstwertgefühl der Ostdeutschen nicht schädigen wollen, erklärte er seinen Vertrauten.

ebenda

Und das will man dem Volk nun glauben machen.

„…sogar wenn er lügt, lügt er …“ ist eine Zeile aus Theobald Tigers Gedicht von 1926 „Zwei Seelen“, man erfährt in diesem auch, wie KT über solche Menschen denkt.

Standards der journalistischen Arbeit

… erläuterten WDR und Das Erste. ?So enthält der Film Tatsachenbehauptungen, für die es nach jetzigem Kenntnisstand des WDR keine ausreichenden Belege gibt. Auch sind Betroffene mit den im Film gegen sie erhobenen Vorwürfen nicht konfrontiert worden. Das aber gehört zu den Standards der journalistischen Arbeit. Darüber hinaus sind offenbar Persönlichkeitsrechte verletzt worden.?

WDR-Intendant Tom Buhrow sagte laut Mitteilung: … Und je wichtiger das Thema, desto genauer muss die journalistisch-handwerkliche Sorgfalt sein.?

Dies betrifft die Dokumentation ?Auserwählt und ausgegrenzt. Der Hass auf Juden in Europa?

berliner-zeitung.de 17.06.17

Und jetzt schaue man sich mal eine beliebige Dokumentation der ÖR über die DDR an …

Offene Zensur? War gar nicht nötig

titelt Siegfried Wittenburg am 5.12.16 im Spiegel (spiegelonline.de):

Alle DDR-Medienschaffenden haben ein ausgeprägtes Gefühl dafür entwickelt, welche Äußerungen Anstoß erregen könnten. Wagt sich ein Herausgeber, Autor oder Redakteur mit einer Meinung zu weit vor, so wird ein vielschichtiges System verdeutlichen, wer letztlich das Sagen hat.

Heute sind die Bahnhöfe, die Züge und die Plattenbauten modernisiert. Der marode Betrieb, vor dem der Zeitungskiosk stand, wurde dem Erdboden gleichgemacht. Viele der dort einst Beschäftigten habe eine andere Arbeitsstelle, wurden während der Transformation arbeitslos, sind pensioniert, ausgewandert oder selbstständig. Das wirkliche Leben hat sie oft schmerzlich eingeholt.

Was ist geblieben: Alle BRD-Medienschaffenden haben ein ausgeprägtes Gefühl dafür entwickelt, …

DDR und ÖRMedien

RBB Abendschau am 3.11.14 „Die Generation nach dem Mauerfall“, Tobias W.:

Mein Vater wollte damals in der DDR auch sein Abi machen und studieren. Durfte es aber letzlich nicht machen, weil er kein Parteimitglied war …

Frage: wer durfte in der DDR studieren, wenn das Abitur mit 18 (Einschulung mit 6 Jahren, 12 Schuljahre) gemacht wurde, und ein Parteieintritt überhaupt erst mit 18 möglich war?

Wir wissen es: z.B. Tiefensee (1998 bis 2005 Oberbürgermeister von Leipzig)

Nach dem Abitur 1973 erwarb Wolfgang Tiefensee zunächst 1974 den Berufsabschluss als Facharbeiter für Nachrichtentechnik. Nach dem Wehrdienst, den er ohne Waffe als Bausoldat bis 1976 absolvierte, begann er ein Studium an einer Ingenieurschule und wurde 1979 Ingenieur für Industrielle Elektronik. Von 1979 bis 1986 arbeitete er als Entwicklungsingenieur in der Abteilung Forschung und Entwicklung des VEB Fernmeldewerk Leipzig. In dieser Zeit schloss er 1982 ein berufsbegleitendes Studium als Fachingenieur für Informatik im Bauwesen ab.

nach Wikipedea

„als Bausoldat“ – also von denen war keiner in der Partei.

Tobias, irgend etwas stimmt in der Erzählung deines Vaters nicht. Vielleicht reichte einfach nur der Zensurendurchschnitt nicht.

Solche Berichte sind symptomatisch für die Medien von heute: an allem, was nicht so aufging, wie man wollte, war die Stasi/SED/DDR schuld. Selbst Schwarzfahren war Opposition (eine einfache Fahrt kostete in Berlin 20 Pfennig, eine Monatskarte soviel wie heute eine einfache Fahrt.)

“ … war die DDR in der Konsequenz ein Unrechtsstaat.“

aus Anlage 1 zum Protokoll des 2. Sondierungsgespräches zwischen DIE LINKE Thüringen, SPD Thüringen und Bündnis 90 / Die Grünen Thüringen, 23.09.2014

Ramelow (Kaufmann im Einzelhandel, Fachausbildung Wild und Geflügel, IHK-Ausbilder und 18 Jahre Gewerkschafter), der die DDR nur aus Berichten über die „DDR“ kennt, und die Landesvorsitzende Hennig-Wellsow werben für Unterstützung für diese Formulierung. Insbesondere versuchen sie zu überzeugen, es sei ja alles nicht so gemeint. Und ohne diesen „Kompromiß“ sei keine gemeinsame Regierung mit SPD und Bündnis 90 / Die Grünen möglich und man könne all die schon vereinbarten Verbesserungen für die Bürger nicht umsetzen.

Ramelow benutzt „Die Linke“ um Ministerpräsident zu werden. Die Koalitionsvereinbarung wird das Papier nicht wert sein, auf dem sie geschrieben wird.

Dann wird noch ein Altgenosse ins Rennen geworfen:
Heinz Koch (85, 30 Jahre hauptamtlich in der SED tätig), der 1945 als junger Nazigegner in die SPD (die sich damals als einzige Partei in Deutschland eindeutig für den Sozialismus aussprach) eintrat, da er sich unter der von der KPD angestrebten „antifaschistisch-demokratischen Ordnung“ nichts vorstellen konnte, auf der Basiskonferenz der Partei „Die Linke“ am 27.9.2014:

… ich weiß, daß nicht alles Rechtens war, was wir machten. Zum Beispiel die Umsiedlung im Grenzgebiet, das war ein Unrecht, das zum Himmel schrie. Aber wir ham’s gemacht, aus Gründen der Machtsicherung …

nach youtube

Nach Plänen von Vattenfall werden Atterwasch, Grabko und Kerkwitz bis 2042 von der Landkarte verschwinden. ?Die Menschen in Atterwasch haben Angst?, sagt Pfarrer Mathias Berndt (64). Ob Taufe, Hochzeit oder Beerdigung: Kein Familienfest, wo es nicht um die Frage geht, kommt der Tagebau oder kommt er nicht?
Seine Gemeinde ist von der Politik enttäuscht.
?Der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe hat 1991 versprochen, dass Horno das letzte Dorf sei, das dem Tagebau weichen muss. Alle haben ihm geglaubt. Ich auch.?

Mehr als 800 Jahre alt ist die Dorfkirche von Atterwasch. ?Das ist unglaublich, dass man die Kirche sprengen will, nur, um an die Kohle ranzukommen?, sagt Pfarrer Mathias Berndt (64)

bild.de vom 6.9.2014

Diese Umsiedlungen sind natürlich kein Unrecht, da man Einspruch einlegen kann. Und außerdem dienen sie nicht dem Machterhalt irgendeines Staatswesens sondern Konzerninteressen.

1989

In der „Dokumentation“ (ausgestrahlt u.a. auf Phoenix) „Wendejahr 1989“ läßt man auch Schorlemmer zu Wort kommen:

Wir wußten ja: keinesfalls Gewalt

In einem anderen, aber ähnlichen Streifen, darf sich die Bohley äußern. Befragt, ob sie denn auch am 9. November in den Westen gefahren sei, antwortete sie, daß sie das nicht tat, nur einen Kognak getrunken hätte, denn

Da wußte ich, es war mit der DDR gelaufen.

Bohley war eine sogenannte Bürgerrechtlerin.

Allerdings hatten sie und Werner Fischer durchsetzen können, einen DDR-Pass zu erhalten. Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt im Vereinigten Königreich kehrten beide im August 1988 in die DDR zurück.

Am 9. September 1989 war Bohley als Initiatorin der Bürgerrechtsbewegung Neues Forum in Grünheide Erstunterzeichnerin des Gründungsaufrufes ?Die Zeit ist reif?, der grundlegende Veränderungen forderte. Bärbel Bohley übernahm den Kontakt zu bundesdeutschen Journalisten und meldete gemeinsam mit der Zahnärztin Jutta Seidel die Tätigkeit des Neuen Forums beim DDR-Innenministerium an. Der SED-Staat wies das Dialogangebot zunächst als ?staatsfeindlich? zurück und bestätigte die Anmeldung ? nachdem mehrere Demonstrationen stattgefunden hatten ? erst am 8. November 1989.

nach Wikipedea

de Maizière

Lothar –

Vom 12. April bis 2. Oktober 1990 war er der erste demokratisch gewählte und zugleich letzte Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik

nach Wikipedia

teilt uns in der Dokumentation Deutschland eilig Vaterland (9.11.13) mit:

… wir wollten nicht wieder gewählt werden. Wir wollten dieses Land abschaffen …

Mit dieses Land ist die DDR gemeint.

Im Verfassungsentwurf vom 4. April 1990 findet sich der Amtseid in Artikel 72 für den Ministerpräsidenten und die Minister in folgender Form:

?Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des Volkes widmen, Recht und Gesetze der Deutschen Demokratischen Republik wahren, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“

nach Wikipedia